Das Dorf der Freundschaft ist ein internationales Versöhnungsprojekt. Es wurde durch den ehemaligen US-Soldaten George Mizo initiiert. Es bietet Menschen, die unter den Spätfolgen des Vietnamkrieges leiden – geistig und körperlich behinderten Kindern und Jugendlichen sowie Älteren – Hilfe und Unterstützung.

Desinfektion

Liebe Freundinnen und Freunde des Dorfs der Freundschaft in Vietnam,

die weltweiten Auswirkungen des Coronavirus haben uns alle betroffen - auch die internationale Zusammenarbeit mit unseren vietnamesischen Partnern und unsere Vereinsarbeit.

Die Verantwortlichen des Dorfs der Freundschaft haben sehr früh und verantwortungsbewusst auf die Pandemie reagiert und nach dem Ausbruch in China schon Anfang des Jahres veranlasst, dass die Kinder und Jugendlichen mit Behinderungen nach dem Tet-Fest weiterhin bei ihren Familien bleiben und keine Veteranengruppen im Dorf aufgenommen werden.

Unsere für März organisierte Reise zum internationalen Planungs- und Arbeitstermin im Dorf der Freundschaft wurde aus Sorge um die Gesundheit der aus den USA, Japan, Deutschland und Frankreich anreisenden Teilnehmenden von unseren vietnamesischen Partnern kurzfristig abgesagt. Eine Woche später sprach Vietnam ein generelles Einreiseverbot aus.

Unsere für Mai geplante Mitgliederversammlung des deutschen Vereins ist auf nächstes Jahr verschoben. Wir hoffen, dass wir sie - unter Einhaltung der dann geltenden Auflagen - durchführen können.

Strasse fegen

Als wir unseren vietnamesischen Partnern Ende April eine Botschaft zum 45. Jahrestag des Kriegsendes in Vietnam schickten, erhielten wir von Direktor Long folgenden Brief:

“(...) Im Namen aller Veteranen, Kinder, der Dorfleitung und der Mitarbeitenden des Dorfs der Freundschaft danken wir Ihnen herzlich für Ihre Gedanken und Wünsche zum Gedenken der 45 Jahre Kriegsende in Vietnam. Aufgrund der Covid-19-Pandemie hat Vietnam keine großen öffentlichen Veranstaltungen und Feiern organisiert; teilweise finden Online-Meetings statt.

Wir möchten unseren besonderen Dank an Sie und alle Unterstützenden ausdrücken, die zusammen in so vielen Jahren gemeinsam gebaut und gearbeitet haben und starke und friedliche Beziehungen entwickelt haben. Und das Dorf der Freundschaft ist immer das Symbol für Frieden und Solidarität.

In dieser schwierigen Zeit der Pandemie wünsche ich Ihnen allen gute Gesundheit. Zurzeit kooperiert das Dorf der Freundschaft mit dem Militärkrankenhaus, dem Armeekrankenhaus 103 und der Psychiatrischen Klinik Hanoi, um vor Corona zu schützen und wurde von dort mit Masken, Sprays und Handdesinfektionsmitteln unterstützt. Das Dorf hat sich gut gegen Corona geschützt, indem überall desinfiziert wurde, bei allen Mitarbeitenden täglich Temperatur gemessen wurde, die Hände gewaschen wurden... Aus dem Stab der Mitarbeitenden ist niemand von Corona betroffen. Das Dorf der Freundschaft wird für die Lebensmittelversorgung der Kinder, die jetzt wegen Covid-19 bei ihren Familien geblieben sind, aufkommen. Ihre Eltern erhalten dieses Geld, wenn sie die Kinder zurück ins Dorf der Freundschaft bringen.

Der vietnamesische Staat hat die “Social distancing”-Maßnahmen gelockert; wir planen, die Kinder zurück ins Dorf der Freundschaft zu holen und eine neue Veteranengruppe aufzunehmen.

Wir wünschen Ihnen und allen Menschen in Ihren Ländern und der ganzen Welt, dass sie sich von der Corona-Pandemie erholen.”

Fieber messen

Anfang Juni hat das Dorf der Freundschaft seine Arbeit wieder aufgenommen. Der Direktor schrieb am 16. Juni:

“Anfang Juni hat das Dorf der Freundschaft seine Arbeit wieder aufgenommen. Die Veteranen und Kinder sind zurück ins Dorf der Freundschaft gekommen und ihr Leben im Dorf der Freundschaft normalisiert sich wieder. Alle Kinder schienen sehr glücklich zu sein.

Die Lehrerinnen und Hausmütter, das medizinische Personal sowie alle Mitarbeitenden achten darauf, dass die Kinder und Veteranen strikte Hygieneregeln einhalten. Die Klassenzimmer und die Wohnhäuser werden jeden Tag gereinigt.”

Hausreinigung

Die Corona-Pandemie hat unser aller Leben in den letzten Monaten geprägt. So haben wir die Gelegenheit genutzt und unsere jungen Assistenz-Lehrkräfte und die Mitarbeitenden des Dorfes gefragt, wie sie diese Zeit erlebt haben. Einige Eindrücke finden Sie in diesem Rundbrief.

Zum Schluss noch zwei bemerkenswerte Informationen:

Die Johns Hopkins Universität (*1) meldet für Vietnam (am 3.8.2020) insgesamt 642 corona-infizierte Menschen und bisher sechs Todesfälle.

Immer wieder ist in verschiedenen Medien von Spendenaktionen der Vietnamesen zu lesen:

So am 9.4. in der Süddeutschen Zeitung: “Leipzig hat medizinische Schutzausrüstung aus Vietnam erhalten. Wie die Stadt am Donnerstag mitteilte, spendete das Militärhospital 175 in Ho-Chi-Minh-Stadt 10 000 Gesichtsmasken, 1000 Schutzkittel sowie Schutzbrillen, Handschuhe und Schuhüberzieher.” (*2)

Ebenso in Bremen: “Solidarität in Zeiten der Krise - 100.000 Nasen-Mund-Masken der vietnamesischen Gemeinschaft für Deutschland.

Seit heute gibt es in 14 von 16 Bundesländern Mund-Nase-Schutzmasken aus Vietnam, gespendet von der vietnamesischen Community in Deutschland. Im Rahmen eines Treffens hat die Vietnamesische Gemeinschaft am heutigen Dienstag (26.05.2020) dem Corona-Krisenstab der Freien Hansestadt Bremen 6250 Schutzmasken übergeben. Bremens Polizeipräsident Lutz Müller, gleichzeitig Leiter des Krisenstabes, nahm zusammen mit seinem Co-Leiter, Senator a.D. Dr. Hermann Schulte-Sasse, die handgefertigten Masken von einer vietnamesischen Delegation in Empfang.” (*3)

Das Vietnamesisch-Deutsche Zentrum für Medizinische Forschung in Hanoi spendet dem Universitätsklinikum Tübingen 2000 3M-N95 Schutzmasken sowie 100 Schutzanzüge. (Für mehr Info *4)

Vietnam hat auch in die USA Masken gespendet.

Es tut gut, in diesen schwierigen Zeiten von solch weltumspannender Solidarität zu erfahren.

Mit herzlichen Friedensgrüßen.

Bleiben Sie gesund.

Rosemarie Höhn-Mizo und der Vorstand des Dorfs der Freundschaft in Vietnam

(Dieser Rundbrief kann hier als PDF-Datei herunter geladen werden)