Das Dorf der Freundschaft ist ein internationales Versöhnungsprojekt. Es wurde durch den ehemaligen US-Soldaten George Mizo initiiert. Es bietet Menschen, die unter den Spätfolgen des Vietnamkrieges leiden – geistig und körperlich behinderten Kindern und Jugendlichen sowie Älteren – Hilfe und Unterstützung.

Augenblicke des Glücks Verkrüppelte Kinder im Tu-Du-Hospital. Dem Jungen, den die Schwester auf dem Schoß hält, fehlen seit der Geburt Gesäß und Beine.


DIOXIN-GESCHÄDIGTE Kinder und Veteranen aus allen Regionen des Landes werden dort seit 1998 in acht pagodenartigen Häusern betreut. Das Projekt entstand ausgerechnet auf Initiative eines Amerikaners, der einst als Sergeant einer Artillerieeinheit gegen den Vietcong gekämpft hatte. Er heißt George Mizo. Im Januar 1968 wurde der heute 54-Jährige nach einer schweren Verwundung im Queson-Tal in die USA ausgeflogen und bekam 1974 plötzlich schwere Hautausschläge und Fieberanfälle - der Beginn eines bis heute andauernden Leidens, verursacht von "Agent Orange".
Schon 140 Mal kam Mizo deshalb in die Klinik, zweimal lag er auf dem Operationstisch. Dennoch fand er die Kraft, praktische Versöhnungsarbeit zu leisten. In den 90er Jahren trommelte der Ex-Soldat bei Veteranenorganisationen in aller Welt Geld für das "Dorf der Freundschaft" zusammen. Das moderne Therapiezentrum hilft vor allem Dioxin-Kranken, die in ihren Heimatorten keinerlei Behandlungsmöglichkeit haben. "Gerade in der Provinz wird noch vieles vertuscht" sagt Nguyen Hung, der Direktor des "Dorfes der Freundschaft", "die Väter fürchten, selbst gesunde Töchter nicht verheiraten zu können, wenn jemand in der Familie Dioxin-vergiftet ist." Oft, so der Direktor, fehle es auf dem Land aber einfach nur an medizinischem Fachpersonal.
Auch Oanh wurde zu Hause nicht adäquat betreut. "Als sie hier ankam, war ihr Immunsystem sehr geschwächt, und es fehlte jeder innere Antrieb", sagt Lun Tri, der Arzt des Dorfes. Ihre Besserung, herbeigeführt durch gezielte medikamentöse Behandlung und ein spezielles Gynmastikprogramrn, habe Monate gedauert. Danach kam die Operation in einer Spezialklinik für plastische Chirurgie in Hanoi. "Es hat furchtbar wehgetan", sagt Oanh und zeigt auf die beiden etwa 15 Zentimeter langen Narben links und rechts ihres Halsansatzes. Und dann dreht und wendet sie ihren Kopf in alle Richtungen und will nicht aufhören, sich zu freuen.
70 Kinder, die meisten verkrüppelt oder geistesgestört, sind derzeit im "Dorf der Freundschaft" Oanh wohnt in einem hellen Zimmer, zusammen mit zwei anderen Mädchen. An den Wänden hängen Buntstiftzeichnungen, auf denen hübsche Frauen mit europäisch anmutenden Gesichtern zu sehen sind, manche von ihnen mit Babys im Arm. Oanh ist stolz auf die Bilder, die sie nach Fotovorlagen von Filmschönheiten mit feinem Strich gezeichnet hat. Später, sagt sie, würde sie am liebsten einmal Kunst studieren. In diesem Moment kommt Oanhs Freundin Luu durch die Tür, eine 15-Jährige mit stark hervorquellenden Augen, einer platten Nase und schiefem Mund. Ihr fehlt ein Ohr, sie kann hören und sprechen, doch in die Schule nach Van Canh traut sie sich nicht.