Das Dorf der Freundschaft ist ein internationales Versöhnungsprojekt. Es wurde durch den ehemaligen US-Soldaten George Mizo initiiert. Es bietet Menschen, die unter den Spätfolgen des Vietnamkrieges leiden – geistig und körperlich behinderten Kindern und Jugendlichen sowie Älteren – Hilfe und Unterstützung.

 

Michael Mizo Michael Mizo, der Sohn des Dorfgründers George Mizo, ist inzwischen 20 Jahre alt. Von Geburt an spielte das Projekt in seinem Leben eine wichtige Rolle.

Aufwachsen mit dem Projekt

Ich werde oft gefragt, wie es ist, mit so einem Projekt aufzuwachsen. Nun ja, was soll ich darauf antworten? Es ist nicht einfach, das in Worte zu fassen, weil man sehr schwer “objektiv“ über etwas reden kann, das für einen selbstverständlich ist. Für mich war und ist das Projekt immer ein Teil meines Lebens. Natürlich ist es, wenn man noch klein ist, nicht ganz zu verstehen, warum die Eltern so oft Vorträge halten, warum einem dauernd gesagt wird, wie toll die eigenen Eltern sind und das was sie tun. Erst nach und nach habe ich begriffen, was für besondere Eltern ich habe und was sie da eigentlich machen. Ich habe sie schon immer bewundert und mein Vater war für mich mein größtes Vorbild. Ich wollte immer so sein wie er. Ein so großer Mann, ein so guter Freund und ein so toller Familienvater. Einmal in seine Fußstapfen zu treten war mein Ziel. Mit dem Erwachsenwerden wurde mir dann mehr und mehr die Größe dieser Fußstapfen bewusst. Diese Idee meines Vaters und das daraus Entstandene sind einzigartig und ich werde nie seine Rolle übernehmen können - und das ist gut so. Keiner kann das.

Sein Tod hat damals ein großes Loch in mein Leben gerissen, das nie verheilen wird. Aber ich bin froh, dass ich ihn trotz seiner schweren Krankheit, die ihn immer begleitet hat, so lange als Vater haben durfte. Ich bin für jede Minute dankbar, die ich mit ihm hatte. Er hat gewollt, dass meine Mutter die Präsidentschaft des Projekts übernimmt und seinen Weg weitergeht. Das tut sie und das tut sie gut. Ich habe grenzenlosen Respekt vor ihr, ihrer endlosen Willenskraft und ihrem Durchhaltevermögen.

Als ich Kind war und in meiner frühen Jugend wollte ich vom Projekt manchmal einfach nichts wissen. Die Reisen nach Vietnam allerdings waren immer etwas Besonderes! Der Besuch des Dorfs im März war auch für mich ein Jubiläum - es war meine zehnte Vietnamreise. Für meine Freundin Christiane war es dagegen die erste, und es war interessant und lustig, Erfahrungen zu teilen, die für sie neu und für mich schon völlig normal waren - wie z.B. in Hanoi über die Straße zu gehen oder ein Mofa zu mieten und mehr die Hupe als die Bremse zu benutzen.

Jede der Reisen hat mir auf ihre Weise einen neuen, klaren Blick für die Welt gegeben und mein Leben und Denken geprägt. Es tut gut, von einer Reise nach Hause zu kommen und sich wieder klar zu werden, wie gut es einem geht und zu merken, wie undankbar man doch oft ist, weil der Alltag einem keine Zeit lässt, sich über die “basics“ im Leben klar zu werden. Wenn man den Wasserhahn aufdreht und heraus kommt klares, sauberes Wasser, das man trinken kann. Wenn man weiß, dass man bei einem Unfall in eine Klinik kommt, in der man behandelt wird, ohne dass die Familie dafür ein Jahr lang hungern muss - und das auch noch mit sauberem OP-Besteck.

Das Land hat mich immer wieder aufs Neue fasziniert und für mich bis heute nichts von seinem Reiz verloren. Ich habe dort tolle Menschen kennengelernt und sie dafür bewundert, wie sie ihr Leben trotz der großen Armut leben. Nichts zu haben und doch so viel zu geben - das war immer ein Punkt, der mich sehr bewegt hat.

Abschließend möchte ich noch die Gelegenheit für ein paar persönliche Worte nutzen: Danke an meine Familie, meine Freunde, meine Bekannten und alle anderen, die viel Kraft und Willen in dieses Projekt stecken!