Das Dorf der Freundschaft ist ein internationales Versöhnungsprojekt. Es wurde durch den ehemaligen US-Soldaten George Mizo initiiert. Es bietet Menschen, die unter den Spätfolgen des Vietnamkrieges leiden – geistig und körperlich behinderten Kindern und Jugendlichen sowie Älteren – Hilfe und Unterstützung.

 

Rainer Hub Rainer Hub (li.), hier mit Direktor Dung, engagiert sich seit Jahren ehrenamtlich für das “Dorf”“. In seinem Beitrag nimmt er Bezug auf die Ursprungsidee des Initiators George Mizo, auf die aktuelle Situation und die weiteren Perspektiven des Projektes.

You can make a difference

Als Idee wurde das “Dorf der Freundschaft“ von dem US-amerikanischen Vietnamveteranen George Mizo auf den Weg gebracht, der seit den 1980er Jahren bis zu seinem Tod am 18. März 2002 in Deutschland lebte. Als er 1988, 20 Jahre nach seinem eigenen, verletzungsbedingten Kriegsabzug erstmals nach Vietnam zurückkehrte, wollte er dort ein Zeichen der Versöhnung setzen. Es sollte mehr sein - und viel mehr werden - als ein Gedenkstein. Zehn Jahre dauerte es, bis am 18. März 1998 die Einweihung dieser bis heute einmaligen Einrichtung in Vietnam stattfand. Damals begann das Dorfleben mit etwa 30 Bewohnern - heute sind es 160. 120 davon sind Kinder und Jugendliche, die dort auch behandelt, betreut, operiert, unterrichtet und ausgebildet werden. Sie lernen sowohl traditionell vietnamesische Handwerkstätigkeiten als auch den Umgang mit neuen Techniken inklusive PC-Nutzung und sollen somit trotz ihrer Erkrankungen und Behinderungen für ihren eigenen Lebensunterhalt (mit-)sorgen können. Die anderen 40 sind vietnamesische Kriegsveteranen, die vor allem an den unheilbaren Spätfolgen des Einsatzes biochemischer Kampfstoffe leiden. Der bekannteste ist Agent Orange, der das hochgiftige Dioxin enthielt. Davon hat das US-Militär vier Millionen Liter über Vietnam versprüht. "Gerichte in den USA haben kürzlich ehemaligen GIs, die Opfer dieser schrecklichen Kampfstoffe wurden, eine Entschädigung zugesprochen. Die Rechte der vietnamesischen Opfer haben sie bislang nicht anerkannt." (Le Monde diplomatique, April 2008, S. 18).

Auch wenn Vietnam für Europäer und Amerikaner geographisch immer noch viele tausend Meilen weit entfernt ist, die (Reise-) Wege in der globalisierten Welt sind auch an das südchinesische Meer kürzer geworden. Anfang des 21. Jahrhunderts ist das Land auch zu einem boomenden Tourismusziel geworden. Dabei möchte es mit dem Slogan “Vietnam - mehr als nur ein Krieg“ auf seine tausende Jahre zurückreichende Traditionen und Kultur hinweisen. Zugleich ist die Mehrheit der Bevölkerung nach dem Kriegsende 1975 geboren und versucht, das eigene Le-ben zwischen einem nach wie vor sozialistisch geprägten Staat und einem sich der Marktwirtschaft öffnenden Land zu gestalten. Ein geschichtlich beispielloser Spagat, der sich bereits nach wenigen Jahren in der Spannung zwischen Einnahmensteigerungen und inflationärem Preisanstieg zeigt - das tägliche Durchschnittseinkommen liegt allerdings bei unter einem Euro.

Die Öffnung des Landes hat aber auch dazu beigetragen, dass beispielsweise durch den deutschen Entwicklungsdienst (DED) vermittelte Fachkräfte zum Einsatz kommen. Auch im “Dorf der Freundschaft“ haben Begriffe wie “differenzierte Diagnostik“ und “individualisierte Therapiepläne“ Einzug gehalten; eine “ambulante Beratungsstelle zur Betreuung von Menschen mit Behinderungen“ wurde eingerichtet, was einen der vietnamesischen Übersetzer zu der Einschätzung brachte: "Das “Dorf der Freundschaft“ ist die mit Abstand beste Einrichtung dieser Art und beispielhaft für ganz Vietnam".

Dies hat die vietnamesische Regierung dazu veranlasst, mittlerweile etwas mehr als die Hälfte der laufenden Kosten für das “Dorf“ zu tragen. Auch als Ausdruck des Versöhnungsgedankens werden die internationalen Partner weiterhin die restlichen Mittel aufbringen. Um die langfristige Förderung des “Dorfs der Freundschaft“ aus Deutschland zu gewährleisten, soll eine Stiftung gegründet werden.

Die Botschaft von George Mizo lautete immer wieder "You can make a difference". Danach lebte er und brachte zum Ausdruck, dass er in der Gestaltungskraft des Einzelnen den Unterschied sah, ob etwas geschieht und entsteht oder nicht. Diese Botschaft wird auch auf dem Weg der Stiftungsgründung und der Suche nach zahlreichen Zu-StifterInnen leitend sein. So wie George Mizo trotz zahlreicher Beschwernisse nie von seiner Idee des “Dorfs der Freundschaft“ abließ, wird dann auch der Weg zu einer gleichnamigen Stiftung gelingen. Dass sein Todestag, der 18. März, auf das selbe Datum wie die Gründung und nun die 10-Jahres-Feier des “Dorfs“ fällt, mag Zufall sein - oder Teil des Vermächtnisses über seinen Tod hinaus sein. Als Gründungsdatum einer “George-Mizo-Stiftung“ bietet sich der 18. März 2009 (oder spätestens 2010) also geradezu an.

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