Das Dorf der Freundschaft ist ein internationales Versöhnungsprojekt. Es wurde durch den ehemaligen US-Soldaten George Mizo initiiert. Es bietet Menschen, die unter den Spätfolgen des Vietnamkrieges leiden – geistig und körperlich behinderten Kindern und Jugendlichen sowie Älteren – Hilfe und Unterstützung.

 

Vietnam - ein Reisebericht

Vietnam – ein Land in Südostasien, sehr schmal, sehr lang, mit viel, viel Küste. Ein schönes Land soll es sein, viele fröhliche Menschen sollen dort wohnen und auf zweirädrigen Gefährten unterwegs sein. Ein Dorf gibt es dort in der Nähe von Hanoi, in dem Menschen mit Behinderungen wohnen und gefördert werden.

Viel hatte mir Rosi erzählt, viele Bilder, Vorstellungen und Ideen hatte ich davon, wie es dort wohl sein könnte. Im Herbst 2006 war es dann so weit: ich konnte alles hautnah selbst erleben. Direktflug Frankfurt-Hanoi – in 11 1/2 Stunden in eine andere Welt.

Morgens Ankunft, Zollformalitäten, die herbstlichen Klamotten kamen Stück für Stück in den Rucksack, dann herzlicher Empfang von vietnamesischen Freunden.

Und ab ging’s mit dem Kleinbus nach Hanoi, mitten hinein in den morgendlichen Berufsverkehr. Unmengen von Motorrädern mit zwei, drei, vier Personen (einschließlich Gepäck, versteht sich), lautes Geknatter und Gehupe, an dem sich unser Chauffeur auch eifrig beteiligt hat. Brigitte Müller, meine private Stadtführerin und Vietnamkennerin, hat mich peu à peu in die Geheimnisse von Hanoi eingeweiht: Wie überquere ich eine viel befahrene vierspurige Straße ohne Ampel und Zebrastreifen; in welchem Restaurant gibt es welche Spezialitäten; wie esse ich Suppe mit Stäbchen; welche Pagoden sind besonders schön; wie finde ich wieder ins Hotel zurück; in welcher Straße gibt es was zu kaufen... Ich habe mich schnell wohl gefühlt und das pulsierende Leben genossen. Das “Dorf” habe ich mehrfach besucht, sowohl zum offiziellen zweitägigen Meeting mit entsprechender Etikette als auch inoffiziell. Ich konnte sehen, wie die Menschen dort leben, lernen, lachen und spielen, wie sie dort betreut und gefördert werden. Sehr beeindruckt hat mich die neu eingeweihte Reha-Abteilung, mit einem ähnlich hohen Standard wie bei uns. Ein besonders schönes Erlebnis war das Fest, das die Bewohner und Mitarbeiter uns zu Ehren veranstaltet hatten. Fröhliche Aufführungen mit bunt verkleideten Menschen, Sketche und Spiele mit dem Schwungtuch, und das unter wunderbarem Tropenhimmel. Die Teilnehmer der verschiedenen nationalen Komitees waren alle im gleichen Hotel untergebracht, und so ergaben sich viele interessante Gespräche und Diskussionen, die meine dürftigen Sprachkenntnisse sehr gefordert haben. Einen gemeinsamen Ausflug zur Ha Long-Bucht haben wir gemacht, die Fahrt nach Norden ging durch fruchtbare Landschaften, vorbei an Reisfeldern, Bananenstauden, Früchten, die ich noch nie gesehen hatte, ein einziger Garten. Und die Bootsfahrt durch die Bucht war ein sehr schönes Naturerlebnis, absolute Ruhe, Kontrastprogramm zu Hanoi. Die zwölf Tage waren schnell vorbei, ich hatte viel erlebt, gesehen und Eindrücke zu verarbeiten. Aber eines war schnell klar: Vietnam ist (noch) viel schöner als beschrieben und ich möchte Land und Leute näher kennen lernen. Direktflug Hanoi-Frankfurt, ich bin wieder daheim – reich beschenkt.

Hanna Bladt

(Hanna Bladt ist Physiotherapeutin an der Schule für Körperbehinderte in Markgröningen und Mitglied im Vorstand des deutschen Vereins)