Das Dorf der Freundschaft ist ein internationales Versöhnungsprojekt. Es wurde durch den ehemaligen US-Soldaten George Mizo initiiert. Es bietet Menschen, die unter den Spätfolgen des Vietnamkrieges leiden – geistig und körperlich behinderten Kindern und Jugendlichen sowie Älteren – Hilfe und Unterstützung.

Liebe Freundinnen und Freunde des Dorfs der Freundschaft in Vietnam,

es fällt mir schwer, gedanklich zurück zu finden zu den Tagen des VAVA-Kongresses in Hanoi - die Erinnerungen an diese Zeit in Vietnam sind bestimmt und überschattet vom plötzlichen Tod unseres guten Freundes Pham Duc Du.

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Der Anlass meiner Reise war die Einladung der "Vietnam Association of Victims of Agent Orange / Dioxin" zum 50. Jahrestag des ersten Einsatzes der Entlaubungsgifte. Der von VAVA initiierte internationale Kongress brachte über 200 Delegierte aus 24 verschiedenen Ländern zusammen, darunter Agent Orange-Opfer aus Vietnam, Laos, Kambodscha, Südkorea, den USA, Australien und Kanada. Vertreten waren auch Opfer chemischer Kriegsführung aus Sardash und Marivan (Iran) und Halabja (Irak), sowie Betroffene der Chemie-Unfälle mit Dioxin in Seveso (1976) und Bhopal (1984). Auch Wissenschaftler, Rechtsanwälte und VertreterInnen unterschiedlicher Organisationen, die sich für die von Agent Orange betroffenen Menschen einsetzen, kamen zu Wort.

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Ich habe mich sehr gefreut, im Namen des Internationalen Komitees des Dorfs der Freundschaft die von VAVA verliehene Auszeichnung für unser Engagement entgegenzunehmen.

Die Redebeiträge der Delegierten, die das Thema Agent Orange und seine Folgen aus den unterschiedlichsten Perspektiven zeigten, machten eines deutlich: mit genetischen Schädigungen in der inzwischen dritten Generation, mit jungen Erwachsenen mit schweren Behinderungen und Sekundärschäden, mit schwer erkrankten Veteranen und mit immer noch mindestens 28 "Hot Spots", die hochgiftig verseucht sind, braucht Vietnam internationale Unterstützung, dass eine Entschädigungsklage endlich Erfolg hat.

Welch wichtige Rolle das Dorf der Freundschaft als Ort der Hilfe spielt, zeigt die Tatsache, dass für die KongressteilnehmerInnen am zweiten Tag ein Besuch des Dorfes auf  dem Programm stand. Heather Bowser, Tochter eines an den Spätfolgen von Agent Orange verstorbenen US-Veteranen, kam mit Gliedmaßenfehlbildungen zur Welt: ihr fehlt der rechte Unterschenkel, am linken Fuß fehlen Zehen, an den Händen einzelne Finger. Zurück aus dem Dorf der Freundschaft sagte sie zu mir: "Es berührt mich tief, wenn ich die Kinder und Jugendlichen treffe... endlich bin ich nicht mehr allein. Und es ist gut zu sehen, dass sie sich gegenseitig haben, dass sie im Dorf eine Familie und Gemeinschaft sind".

Und wie so oft sind es die persönlichen Begegnungen, die einen tiefen Eindruck hinterlassen.

Wir treffen Madame Nguyen Thi Binh, die frühere Vizepräsidentin Vietnams. Sie hat 1998 mit General Tran Van Quanh und George das Dorf der Freundschaft eingeweiht; heute setzt sie sich "in ihrem Ruhestand" immer noch für die Opfer von Agent Orange ein und bittet in ihrer Rede um die Hilfe aus den Ländern aller Anwesenden. Madame Binhs Freude über das gerahmte Bild von ihr bei der Dorfeinweihung, das Direktor Dung und ich ihr überreichen, ist herzerwärmend.

Der internationale Appell, der von allen Kongreßteilnehmern unterschrieben und verabschiedet wird, ist noch nicht auf deutsch übersetzt. Weitere Informationen dazu finden sich unter www.vava.org.vn; gerne schicke ich dieses Dokument auf Anfrage zu.

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Zur Erinnerung an den ersten Gifteinsatz findet eine große Gedenkfeier in der Oper in Hanoi statt. Kinder und Jugendliche aus dem Dorf der Freundschaft sind mit eingeladen; der Präsident Vietnams ist anwesend; die Vizepräsidentin spricht; bewegend sind die Filmaufnahmen von Familien, die sich unter schwierigsten Umständen um ihre Kinder mit Behinderungen kümmern.

Ich wünschte, ich könnte etwas von der Tapferkeit der betroffenen Menschen angemessen in Worte fassen - ich kann es nicht. "I want to live up to the help that I get", sagte mir eine junge körperbehinderte Vietnamesin; "mit meinem Leben der Hilfe gerecht werden, die ich bekomme..."

Mir bleibt, Ihnen den Dank und die Anerkennung weiter zu geben, die ich stellvertretend für Sie alle entgegen nehmen durfte. Unsere Arbeit in Vietnam wächst und trägt Früchte... auch wenn es noch so viel zu tun gibt.


Mit herzlichen Friedensgrüßen und allen guten Wünschen zu Weihnachten und für das kommende Jahr.


Rosemarie Höhn-Mizo

 

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