Das Dorf der Freundschaft ist ein internationales Versöhnungsprojekt. Es wurde durch den ehemaligen US-Soldaten George Mizo initiiert. Es bietet Menschen, die unter den Spätfolgen des Vietnamkrieges leiden – geistig und körperlich behinderten Kindern und Jugendlichen sowie Älteren – Hilfe und Unterstützung.

 

Physiotherapeutinnen unterstützen das Mitarbeiter-Team im “Dorf”

Wir freuen uns sehr darüber, dass ab Oktober 2004 zwei neue Mitarbeiterinnen für das “Dorf” in Hanoi sein werden. Sie kommen über den Deutschen Entwicklungsdienst (ded). Wir haben sie gebeten, sich vorzustellen:

Edith Heinlein

Mein Name ist Edith Heinlein. Ich bin 51 Jahre alt, verheiratet und habe zwei Söhne, 28 und 23 Jahre. Meine Söhne studieren oder sind selbstständig und bleiben hier in Berlin. Ich gehe im Oktober nach Hanoi, um ab Januar 2005 im “Dorf der Freundschaft” als Physiotherapeutin zu arbeiten. Mein Mann ist pensionierter Lehrer und begleitet mich nach Vietnam.

Da ich bereits neun Monate für das Child Developmental and Guidance Center St. Lucia (Karibik) mit geistig und körperlich behinderten Kindern gearbeitet habe und mir die Herausforderung, mich auf eine andere Kultur einzulassen, sehr gut gefallen hat, freue ich mich auf diese neue Aufgabe. Probleme werde ich natürlich mit der vietnamesichen Sprache haben: Werde ich sie schnell genug erlernen, um mit den Menschen dort gut in Kontakt zu kommen? In meiner Praxisarbeit mit Kindern und Eltern aus anderen Ländern, die der deutschen Sprache nicht mächtig waren, musste ich schon öfter diese Situation meistern, so dass ich hoffe, dass ich mich auch in Vietnam verständlich machen kann.

Der Schwerpunkt meiner bisherigen Arbeit liegt in der Kindertherapie, vom Säugling bis zum Jugendlichen, vorrangig im orthopädischen und neurologischen Bereich. Etwa 10% meiner Patienten sind Erwachsene mit neurologischen Erkrankungen. Meine Zusatzqualifikationen sind folgende Therapien: Vojta, Bobath, Psychomotorik, manuelle Therapie, craniosacrale Therapie.

Da wir viele Reisen in ferne Länder (z. B. Madagaskar, Mexico, Guatemala) unternommen haben, habe ich eine Vorstellung davon, was mich in einem Entwicklungsland erwartet. Ich war in den 70er Jahren in der Friedensbewegung aktiv. Daher freut es mich umso mehr, wenn ich meine politischen Einstellungen mit meinem Beruf verbinden kann und es reizt mich besonders, für das Dorf der Freundschaft tätig zu sein. Ich hoffe, dass meine Arbeit für die vietnamesischen Kinder eine Verbesserung ihrer Lebenssituation bewirkt und den Angehörigen eine Perspektive aufzeigt, dass sie mit intensiver Therapie Fortschritte erzielen können.

Vivien Heller

Mein Name ist Vivien Heller, ich bin 31 Jahre alt. Als Sonderschullehrerin arbeite ich seit fünf Jahren an einem Förderzentrum und unterrichte Kinder und Jugendliche mit dem Schwerpunkt geistige Entwicklung. Schwerpunkte meiner Arbeit lagen in den Bereichen Unterstützte Kommunikation, Psychomotorik, Elternarbeit und Integration. Daneben habe ich als Dozentin für SonderpädagogikstudentInnen gearbeitet.

Mit meinem Mann Oliver unternehme ich gerne Reisen mit Rucksack und Zelt. Als wir letztes Jahr durch Grönland wanderten, hatten wir viel Zeit, über unser Leben nachzudenken. Beim Gehen reifte der Entschluss, vom gradlinigen Weg “Ausbildung - Beruf - Haus und Kinder” abzuzweigen und uns auf Seitenpfade zu begeben. Unser Wunsch war und ist es, uns mit einer fremden Kultur, mit anderen Sicht- und Lebensweisen auseinander zu setzen. Und so bewarben wir uns auf das Stellenangebot des ded. Angesprochen hat uns zweierlei: das uns gänzlich unbekannte Land Vietnam (wir waren noch nie in Asien) und die Arbeit in einer Einrichtung für Kinder mit Behinderungen. Ein halbes Jahr später ist es nun so weit, und wir überlegen, was wir in unsere Koffer für Vielnam packen...

Was wünsche ich mir für meine Arbeit im Dorf der Freundschaft? Am meisten, dass Verständigung und Kooperation gelingen mögen und beiderseitiges Lernen möglich wird. Ich hoffe, dass ich mit meinen Kenntnissen und Erfahrungen als Sonderschullehrerin zur Förderung der Kinder sowie zur Weiterbildung der Lehrkräfte im “Dorf” beitragen kann. Gespannt bin ich, ob sich Sichtweisen von Behinderung, von Lernen und Entwicklung kulturell unterscheiden, worin Gemeinsamkeiten und Unterschiede liegen und wie wir alle gemeinsam mit diesen Anforderungen umgehen. Für mich wird sicherlich neu sein, weniger als in Deutschland auf gegebene Rahmenbedingungen zurückgreifen zu können und statt dessen selbst gestalten zu müssen, aber auch zu dürfen. Nicht zuletzt darin liegt der Reiz und die Herausforderung, die ich mit dieser Stelle verbinde. Deshalb freue ich mich, dass es nun “los geht” und wir am eigenen Leib erleben werden, was wir bisher nur aus Büchern und Berichten kennen gelernt haben.