Das Dorf der Freundschaft ist ein internationales Versöhnungsprojekt. Es wurde durch den ehemaligen US-Soldaten George Mizo initiiert. Es bietet Menschen, die unter den Spätfolgen des Vietnamkrieges leiden – geistig und körperlich behinderten Kindern und Jugendlichen sowie Älteren – Hilfe und Unterstützung.

Die Heilbronner Stimme schrieb am 12.April über den Besuch unserer vietnamesischen Gäste in der Kaywaldschule in Lauffen. Wir geben den Artikel hier mit freundlicher Genehmigung des Autors und des Verlages wieder:

Voneinander lernen

LAUFFEN/BÖNNIGHEIM Besucher aus Vietnam zu Gast beim Verein “Dorf der Freundschaft”

Von unserem Redakteur Thomas Dorn

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Eines ist Dang Vu Dung sofort aufgefallen: “Die Luft ist sehr sauber.” Für eine Woche ist der Direktor des “Dorfs der Freundschaft in Vietnam” in Hanoi zu Besuch in Deutschland. Mit Nguyen Van Dao und Tran Ngoc Dan vom Vietnamesischen Veteranenverband schaut er sich in etlichen Einrichtungen für Menschen mit Behinderung um. Gestern in Lauffen.

Dass die Kaywaldschule Teil des Besuchsprogramms ist, liegt nahe. Rosemarie Höhn-Mizo arbeitet dort als Sonderschullehrerin. Die Bönnigheimerin hat mit ihrem verstorbenen Ehemann George Mizo 1992 den Verein “Dorf der Freundschaft in Vietnam” gegründet (siehe auch Hintergrund), den sie bis heute leitet. Zudem ist sie Präsidentin der internationalen Unterstützergruppen. Bestimmt 20 Mal war sie schon in Vietnam, nun hat sie sich sehr auf den Gegenbesuch gefreut. “Wir können und wollen voneinander lernen.”

Förderung

Im Dorf der Freundschaft werden nicht nur vietnamesische Kriegsveteranen medizinisch und therapeutisch betreut, von denen viele noch immer unter posttraumatischen Störungen leiden. Dort leben auch 120 Kinder und Jugendliche mit geistigen und körperlichen Behinderungen, die Rehabilitation, schulische und berufliche Förderung erfahren. “Diese Behinderungen sind großenteils, selbst in dritter und vierter Generation, auf den Einsatz von Entlaubungsgiften zurückzuführen”, sagt Rosemarie Höhn-Mizo. Auch ihr Mann, der als US-Soldat in Vietnam im Kriegseinsatz war, starb vor gut zehn Jahren an den Folgen von Agent Orange.

Unterschiedliche Behinderteneinrichtungen in Stetten im Remstal, in Markgröningen und Ludwigsburg haben die Besucher aus Vietnam in dieser Woche besichtigt. “Wir haben gesehen, wie gut die Beratung hier ist”, sagt Dang Vu Dong mit Blick auf die Frühförderung behinderter Kinder. In Lauffen haben ihn und seine Mitreisenden die gute Zusammenarbeit zwischen Schule und Eltern beeindruckt, aber auch die kleinen Gruppen, in denen hier unterrichtet wird. Und mit Interesse informierten sich die Gäste auch über das Kooperationsprojekt mit der Firma Schunk. “Einige unserer ehemaligen Schüler haben dort einen regulär bezahlten Arbeitsplatz”, weiß Rosemarie Höhn-Mizo.

Wenn die vietnamesischen Gäste am Samstag an der Mitgliederversammlung des deutschen “Dorf der Freundschaft”-Vereins teilnehmen, werden sie – übersetzt von Botschaftsmitarbeiterin Le Hong Hoa – sicher auch von vielen Begegnungen im Dorf der Freundschaft berichten. Etwa 700 Gäste aus verschiedenen Ländern zählt man alljährlich. Neben Journalisten, Abgeordneten und Studenten war voriges Jahr auch Wirtschaftsminister Philipp Rösler in dem Dorf zu Besuch, in dem 60 Mitarbeiter beschäftigt sind. Umgerechnet 300 000 Euro kostet allein der laufende Betrieb. 60 Prozent davon trägt, über den Veteranenverband, die vietnamesischen Regierung, 40 Prozent steuert das internationale Unterstützerkomitee über Spenden bei. Die Regierung in Hanoi hat auch den Wiederaufbau finanziert, nachdem eine Überschwemmung 2008 große Schäden im Dorf angerichtet hatte.

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Versöhnung

Dass auch viele ehemalige US-Soldaten zu den Besuchern zählen, unterstreicht, dass das Dorf der Freundschaft zu einem Ort der Versöhnung geworden ist. Rosemarie Höhn-Mizo spricht von einer großen Offenheit der Bevölkerung gegenüber dem ehemaligen Feind: “Ich erlebe die Vietnamesen als verzeihend, großherzig und pragmatisch.” Internationale Zusammenarbeit und Begegnung sind für sie ohnehin entscheidende Faktoren, wenn es um die Verhinderung von Kriegen und Konflikten geht.

Hintergrund

Kleine Anfänge

Kriege verhindern und Menschen helfen, die unter dem Krieg (bis 1973) gelitten haben und noch leiden: Das war das Ziel des US-Soldaten George Mizo, als er mit Ehefrau Rosemarie und Freunden 1992 den Verein “Dorf der Freundschaft in Vietnam” gründete. Aus kleinen Anfängen hat sich in Hanoi eine viel beachtete Einrichtung für kranke und behinderte Menschen entwickelt. Eine Million Euro Spendengelder hat der Verein gesammelt. 2012 erhielt Rosemarie Höhn-Mizo für diese Arbeit den Bundesverdienstorden. dor